Dein ultimativer Guide für erfolgreiches Welsangeln + Interview mit Stefan Seuß

Dein ultimativer Guide für erfolgreiches Welsangeln + Interview mit Stefan Seuß

Welse gehören zu den beeindruckendsten und größten Süßwasserfischen Europas. Wenn du wissen möchtest, wie du deine Chancen auf einen kapitalen Fang erhöhen kannst, bist du hier genau richtig. Dieser Guide gibt dir praktische Tipps zum Welsangeln, von der richtigen Ausrüstung bis hin zu den besten Techniken. Zudem kommt der Wels-Experte Stefan Seuß zum Einsatz und gibt aus erster Hand die wichtigsten Infos zum Welsangeln!

Warum Welse faszinieren

Der Wels ist nicht nur einer der größten Süßwasserfische, er ist auch außergewöhnlich stark und klug. Seine Größe kann beeindruckende Ausmaße erreichen: bis über zwei Meter Länge und mehr als 100 Kilogramm Gewicht. Und auch sein Verhalten macht ihn zu einer besonderen Herausforderung für Angler. Wenn du den Nervenkitzel suchst und bereit bist, die extra Mühe zu investieren, dann ist der Wels definitiv dein Fisch!

Die richtige Ausrüstung für das Welsangeln

Beim Welsangeln ist die Ausrüstung entscheidend. Aufgrund des enormen Gewichts und der Stärke dieser Fische solltest du auf hochwertiges und robustes Equipment setzen.

Angelruten und Rollen

  • Ruten:

    Für das Welsangeln eignen sich speziell entwickelte Welsruten, die sowohl stabil als auch flexibel sind. Die Länge sollte etwa 2,7 bis 3 Meter betragen, damit du genügend Kraft für den Drill aufbringen kannst. Marken wie Black Cat oder MADCAT bieten einige der besten Ruten für diesen Zweck.

  • Rollen:

    Eine robuste Multi- oder Stationärrolle ist Pflicht. Sie muss in der Lage sein, große Mengen Schnur aufzunehmen und enormen Belastungen standzuhalten. Ein Modell mit einer zuverlässigen Bremse ist unerlässlich.

Schnur

Setze auf geflochtene Schnur mit hoher Tragkraft (mindestens 0,50 mm). Die Tragkraft sollte mindestens 50 bis 80 Kilogramm betragen, da Welse oft versuchen, in Hindernisse wie Wurzeln oder Steine zu flüchten.

Haken und Zubehör

  • Haken:

    Stabile Einzelhaken sind ideal. Einige Angler verwenden auch Drillinge für größere Köder.

  • Wirbel:

    Hochwertige Wirbel verhindern ein Verdrehen der Schnur und können große Lasten aushalten.

  • Montagen:

    Beliebte Montagen für Welse sind Unterwasserposen-Montagen oder Bojenmontagen.

  • Vorfach:

    Ein Fluorocarbon-Vorfach schützt deine Ausrüstung vor Abrieb und ist für den Fisch kaum sichtbar. Bei Hecht Gefahr im Gewässer greifst du am besten zum Stahlvorfach.

  • Wallerholz:

    Kein Muss, aber für Bootsangler könnte es eine Investition wert sein. Mit dem Wallerholz kann man Druckwellen erzeugen, um den Wels in den Bereich des Köders zu locken. Es erfordert ein wenig Übung und ist auch nur vom Boot aus effektiv, hat aber schon den einen oder anderen kapitalen Wels angelockt.

Die besten Köder für Welse

  • Toter Köderfisch:

    Seine Positionierung ist flexibel, und er kann mit Lockstoffen besprüht werden. Manche Angler schlitzen den Fisch ein wenig ein, um verführerische Duftstoffe freizusetzen.

  • Pellets und Würmer:

    Große Tauwürmer oder spezielle Wels-Pellets sind ebenfalls äußerst attraktiv für Welse. Kombiniere mehrere Würmer auf einem Haken, um einen besonders reizvollen Köder zu schaffen.

  • Künstliche Köder:

    Auch Kunstköder wie Wobbler oder Gummifische können erfolgreich sein, insbesondere, wenn du aktiv auf Wels angelst.

Techniken für das Welsangeln

  • Ansitzangeln:

    Das Ansitzangeln ist besonders effektiv, um große Welse zu fangen. Nutze hierbei Montagen wie die Unterwasserpose oder die Bojenmontage, um deinen Köder strategisch zu platzieren.

  • Aktives Welsangeln:

    Aktive Techniken wie das Spinnfischen oder Vertikalangeln sind ebenfalls erfolgreich. Besonders in strömungsreichen Gewässern können Kunstköder wie große Gummifische oder Blinker den entscheidenden Vorteil bringen.

  • Driftangeln:

    Beim Driftangeln lässt du dein Ködersystem mit der Strömung treiben. Diese Technik ist ideal für große Flussabschnitte und ermöglicht es dir, unterschiedliche Tiefen und Strukturen flexibel zu beangeln.

Expertentipps von Stefan Seuß zum Welsangeln

Blinkerbox: Hallo Stefan, erstmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, cool, dass das geklappt hat.

Stefan Seuß: Gerne!

Blinkerbox: Du bist einer der bekanntesten Angler Deutschlands und eine Koryphäe auf dem Gebiet des Welsangelns, würdest du sagen, es gibt eine beste Jahreszeit, um auf Wels zu angeln?

Stephan Seuß: Ja, definitiv, die Zeit im Frühjahr. Also März, April, Mai, vor der Laichzeit der Waller, da nimmt er eine große Menge seines Energiehaushaltes in Form von Futter auf. Dann wieder der Herbst, wenn der heiße Sommer rum ist und die Wassertemperatur sich langsam abkühlt, da geht der Wels nochmal in eine starke Fressphase, dann kommen auch oft Hochwasser an den Flüssen durch Regen. Da nutzt der Wels das trübe Wasser und frisst auch nochmal stark vor der Winterpause.

Blinkerbox: Würdest du sagen, es gibt den besten Köder? Und was sollte man allgemein an Ausrüstung dabeihaben?

Stefan Seuß: Da gibt es ganz viele Sachen. Vor allem in Deutschland zählt zu den Top-Ködern der ganz normale Tauwurm, den jeder Angler auf einer Wiese suchen oder im Angelladen kaufen kann. Das sind Top-Köder, die Waller lieben. Und dann natürlich der Köderfisch.

Blinkerbox: Was sollte man bei der Platzwahl beachten?

Stefan Seuß: Man sollte sich immer ein bisschen nach der Jahreszeit richten. Wenn das Wasser im Frühjahr warm wird, sollte man dort angeln, wo auch die höchste Sonneneinstrahlung ist, also in flachen Bereichen im See oder Fluss, dort sammelt sich der Futterfisch und der Wels zieht nach. Wenn das Wasser dann zum Sommer hin sehr warm wird, sollte man sauerstoffreiche Gebiete aufsuchen, zum Beispiel tiefere Bereiche in den Seen oder die Bereiche an Wehranlagen in den Flüssen. Und zum Herbst hin sollte man sich etwas tiefer orientieren. Der Futterfisch geht ins tiefere Wasser, wo sich noch Nahrung befindet, und der Wels dem dann hinterher.

Blinkerbox: Hast du eine Meinung zu Bissanzeigern?

Stefan Seuß: Auf jeden Fall, Bissanzeiger sind wichtig, ich verwende meist die herkömmliche Glocke, die an die Spitze der Angel gehängt wird und dann klingelt, wenn da etwas dranzieht. Es gibt natürlich auch elektronische Bissanzeiger, die helfen dann, wenn man viel Regen hat, viel Wind, im Zelt sitzen muss und die Angel nicht immer sieht. Aber meistens reicht eine ganz herkömmliche Glocke mit einem Knicklicht dran für die Erkennung des Bisses durch die Glocke und die Sichtbarkeit des Knicklichtes, wenn sich die Spitze verneigt.

Blinkerbox: Gibt es besondere Techniken, die man verwenden kann, zum Beispiel ein Wallerholz?

Stefan Seuß: Also das Wallerholz ist eine sehr effektive Methode, vor allem in der warmen Jahreszeit, wenn die Welse eher träge sind. Das funktioniert aber nur für Angler, die auf einem Boot, Bellyboot oder einer Luftmatratze sind, also für den Einsatz eines Wallerholzes muss man auf dem Wasser sein, das geht nicht vom Ufer aus. Das Wallerholz erzeugt dann, wenn man es richtig handhabt, Druckwellen, die über Wasser sehr laut klingen und unter Wasser weitergeleitet werden. Die nimmt der Waller wahr und reagiert sehr aggressiv, sucht die unmittelbare Umgebung nach der Ursache ab und greift dann den Köder an, den der Angler beim Klopfen mit dem Wallerholz ins Wasser hält.

Blinkerbox: Was kann man denn tun, wenn fängige Köder nichts bringen?

Stefan Seuß: (lacht) Das ist eine gute Frage. Weiterhin an die Sache glauben, einen Platzwechsel vornehmen, ein paar Tage später nochmal ans Wasser gehen. Der Waller frisst nicht jeden Tag, wie viele glauben, er kann auch sehr lange nach dem Fressen ruhen. Man kann einen neuen Platz ausprobieren, eine andere Tageszeit, mal nachts oder frühmorgens losgehen, immer probieren, wann der Waller in Fresslaune ist. Ein Köder, der fängt, wird immer wieder fangen, aber auch nicht täglich. Einfach Vertrauen in sein Vorgehen haben.

Blinkerbox: Hast du Anmerkungen zur Sicherheit? Bei der möglichen Größe der Fische muss man ja schon ein bisschen auf sich aufpassen.

Stefan Seuß: Ganz wichtig ist natürlich, dass man, wenn man im Boot einsitzt, eine Schwimmweste trägt, das ist nicht zu unterschätzen, die versuche ich auch immer zu tragen. Ansonsten bei der Handlandung eines Wallers am Ufer sind Handschuhe zu empfehlen, der Wels hat Zahnplatten, die nach hinten geneigt sind, um die Beute gut festzuhalten. Das kann man sich so vorstellen wie sehr raues, scharfes Schmirgelpapier, das verursacht Wunden an den Händen. Wenn man den Wallergriff ansetzt, sollte man beherzter zugreifen, nicht ängstlich, man sollte sich seiner Sache sicher sein, wenn man in das Maul eines so großen Fisches greift, und dann auch gut festhalten. Denn es kann natürlich sein, dass ein Haken frei hängt und wenn der dann in der Jacke oder schlimmstenfalls Hand des Anglers hängenbleibt und der den Wels loslässt, kann einen so ein 2-Meter-Fisch schon mal mit ins Wasser reißen, und dann wird es schnell gefährlich.

Blinkerbox: Und wahrscheinlich auch nicht alleine angeln, oder?

Stefan Seuß: Wenn man sich gut auskennt, kann man das machen, ich gehe auch viel alleine angeln. Ansonsten ist natürlich eine helfende Hand, ein Angelpartner, immer empfehlenswert.

Blinkerbox: Gibt es besondere Schwierigkeiten beim Welsangeln, die man bei anderen Fischen nicht hat?

Stefan Seuß: Viele Angler haben noch ein bisschen Annäherungsprobleme, da der Wels größer und schwerer wird als der Angler selbst, besondere Schwierigkeiten gibt es aber eigentlich nicht. Im Endeffekt ist es das gleiche Angeln wie auf kleine Fische, nur das Gerät muss der Kampfkraft und Stärke des Fisches angepasst werden.

Blinkerbox: Du gibst ja auch Touren, was würdest du sagen, sind typische Fehler von Anfängern?

Stefan Seuß: Das wäre vielleicht, dass Anfänger versuchen, zu schwer angeln, also die Ausrüstung so aufzubauen, als würde man - übertrieben gesagt - auf Haifische angeln, zu große Haken, zu dicke Schnüre, zu große Schwimmer. Der Waller kann auch sehr vorsichtig reagieren, Krach mag er zum Beispiel nicht, also wenn der Angler sich nach alter Manier ans Wasser hockt, mit einer Kiste Bier da herum poltert, Lagerfeuer macht, Krach macht am Ufer, das checkt ein Wels, also da ist er sehr argwöhnisch und launisch, kann den Angelplatz dann schnell meiden. Dann ist die Geduld oft ein Problem, Anfänger verzweifeln schnell, wenn nicht gleich in der ersten Nacht der Fang erfolgt. Und auch viel Angelzeit.

Blinkerbox: Was meinst du genau mit der Angelzeit?

Stefan Seuß: Es bringt nichts, wenn man ein Mal im Monat losgeht - das ist halt immer eine Sache mit der Familie und arbeitstechnisch, wie man Zeit hat - aber man sollte schon so fünf, sechs Nächte im Monat Zeit mitbringen und es auch immer wieder probieren. Die meisten Anfänger geben zu schnell auf.

Blinkerbox: Alles klar. Was hat dir am Anfang am meisten Probleme bereitet, magst du das erzählen?

Stefan Seuß: Als Jungangler war natürlich ein großes Problem der finanzielle Aspekt, das betrifft nicht nur das Welsangeln, sondern alles. Man muss erstmal ans Wasser kommen, dann hat man schlechte Ausrüstung, man braucht Geld für Köderfische, für Angelkarten und so weiter. Die Hauptschwierigkeit war beim Welsangeln dann, herauszufinden, wo in der Umgebung bei uns in Deutschland überhaupt Welse anzutreffen sind. Das bedeutet, man muss herumfahren, probieren, sich Ausrüstung anschaffen, und das ist schwierig, wenn man nicht unbedingt reisefreudige Eltern hat.

Blinkerbox: Kannst du deine beeindruckendste Erfahrung benennen?

Stefan Seuß: Ich konnte vor einem Jahr einen riesigen Wels, einen der größten weltweit, fangen, mit 2,81 m und 130 kg Gewicht. Ich konnte Albino-Welse fangen, das sind Welse mit einem Gendefekt, die sind ganz orange, ganz gelb, die sehen aus wie aus einem Aquarium, die sind auch sehr selten. Aber im Endeffekt sind die spannendsten Erfahrungen am Welsangeln einfach das Unterwegssein, das Draußensein, das Outdoor-Erlebnis, nicht immer der Fang steht da im Vordergrund. Es wird ja auch mal viele Stunden nichts gefangen. Für mich ist es eines der letzten Abenteuer, die ein Angler überhaupt erleben kann, draußen zu sein und die Jagd auf so einen großen Fisch auf sich zu nehmen.

Blinkerbox: Hast du denn, wenn du das teilen möchtest, einen Geheimtrick, wie man möglichst große Waller fängt?

Stefan Seuß: Ja, der Geheimtrick liegt einfach in der Erfahrung. Die Erfahrung kommt dadurch, dass man viel Zeit am Gewässer verbringt und ein Gespür dafür bekommt, wann und wo so ein großer Wels ist und dann versuche ich, meine Montage immer anzupassen. Angeln ist wie jeder andere Sport oder jedes andere Hobby sehr stark auf Erfahrung basierend. Ein Angler, der sich sehr gut an einem Gewässer auskennt, wird immer erfolgreicher sein als ein Angler, der nur kurze Zeitfenster hat, der hat meistens nur Glück, wenn er etwas fängt. Zum Angeln gehört natürlich immer etwas Glück, aber die Leute, die erfolgreich sind und viele große Fische fangen, da ist zu 99 Prozent die Erfahrung hintendran.

Blinkerbox: Dann noch eine letzte Frage: Welchen Rat würdest du angehenden Profi-Welsanglern mit auf den Weg geben?

Stefan Seuß: Der wichtigste Rat ist natürlich - klingt immer komisch, aber ist eigentlich ganz logisch - sich ein Gewässer auszusuchen, in dem ein guter Welsbestand vorhanden ist. Es bringt nichts, sich an einen Gebirgsbach zu setzen oder an seinen Angelteich vor der Haustür, wenn es dort keine Waller gibt. Es gibt in sehr vielen Gewässern in Deutschland Welse, in Teichen, in Seen, in Flüssen, in Kanälen, aber man sollte sich schon ein bisschen mit anderen Anglern austauschen, ob Wallerfänge bekannt sind, und dann einfach losziehen, ein saftiges Tauwurm-Bündel und Angelzeit mitbringen. Also Geduld ist das Wichtigste, und die Zeit am Wasser wird über die Dauer Erfahrung mit sich bringen und dann steht dem Welsfang nichts im Wege.

Wenn jemand Zeit mitbringt und im Frühjahr loszieht, das Frühjahr kommt jetzt bald, und vielleicht zehn Nächte in zwei Monaten Zeit investiert, wird er bestimmt einen großen Wels fangen.

Blinkerbox: Das klingt doch vielversprechend, vielen Dank!

Stefan Seuß: Sehr gerne.

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